Geschichte des Palmenhauses
Johann Christoph Schmidt (1803-1868) hatte zunächst in der Tradition seines Vaters als Wachsbossierer gearbeitet. Aus dem Rohstoff Bienenwachs gestaltete er Wachsfiguren, die karikierend bekannte Erfurter Persönlichkeiten darstellten. Auf Umwegen über den Blumenanbau für die Bienen entwickelte sich unter ihm und seinen Nachkommen eine Blumengärtnerei. 1823 gründete er die Gartenbaufirma J.C. Schmidt, die rasch als Blumenschmidt in die Erfurter Stadtgeschichte einging.
Sein Sohn Heinrich Schmidt (1841-1890) führte als Nachfolger die Firma erfolgreich weiter. Zum Ausdruck des wirtschaftlichen Erfolges, ließ er 1888 an der Ecke Schlösserstraße/Anger neben der Lorenzkirche den Verkaufspavillon, das Palmenhaus, errichten. Mit der eindrucksvollen Glashausarchitektur des 19. Jahrhunderts, entworfen von Christian Karl Koethe (1850-1929), setzte sich Blumenschmidt im Herzen der Stadt ein bleibendes Denkmal.
Das Palmenhaus am Anger galt als Aushängeschild des Erfurter Gartenbaus. Allerdings gehörte auch Blumenschmidt zu jenen Gartenbauunternehmen, die auf Grund der Krisen des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik scheiterten. Die Firma musste 1926 Bankrott anmelden und verschmolz mit dem Unternehmen Benary.
1934 hatte die Firma Tausk mit einem Konfektionsgeschäft ihren Sitz im Palmenhaus, das in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 durch faschistische Horden zerstört wurde. Erst 1988 wurde das Gebäude wieder rekonstruiert und diente als Ausstellungshalle.